Freiheit wird in unserer Gesellschaft häufig mit der Freiheit der Sexualität gleichgesetzt. Treue gilt zwar immer noch als Tugend - Gott sei Dank. Aber so lange man nicht gebunden ist, gibt einem unsere Gesellschaft das Gefühl: Sei so frei, lebe Dein Leben, tob Dich aus. Wer unverheiratet ist und sich nicht die Freiheit herausnimmt, mit jedem zu schlafen, der einem gefällt, wann immer man möchte, auf jeden Lustmoment zu reagieren und seine Sexualität „auszuleben“, wird als unfrei dargestellt. Insbesondere, wenn diese Entscheidung auf religiöser Überzeugung basiert, gilt man schnell als altmodisch oder verkrampft. Statt dessen soll man seine Freiheit "genießen“ und damit beweisen, dass man sich nicht von Eltern, Religion oder altmodischen Konventionen in seinem Verhalten einschränken lässt. Ist das logisch? Ist das vernünftig? Je mehr ich darüber nachdenke, desto kritischer stehe ich diesen Gedanken gegenüber.
Ist unsere Welt nicht total über-sexualisiert? Bondage, Gang-Bang, Fetisch - Du weißt, was ich meine. Kopftuchzwang, Ehrenmord, künstliche Jungfernhäutchen: Das ist die andere Seite der Medaille. Die meisten Religionen haben sich disqualifiziert: die Sex-Skandale der katholischen Kirche sind so abstoßend, dass immer mehr sich auch von der Kirche im Ganzen abwenden. Und anderen christlichen Kirchen geht es nicht besser: Wer soll Ihnen noch glauben? Und wie sieht es aus mit dem Islam, den Mullahs und Imamen: Auch sie haben übertrieben und die ganze Gesellschaft sexualisiert. Frauen sollen die ewigen Verführerinnen sein, die sich bedecken und verstecken sollen, um Männer nicht zu reizen? Wie grotesk ist diese Sicht auf die Hälfte der Menschheit, die ungefragt als permanentes Sexobjekt betrachtet wird? Ebenso, wie die Sicht auf Männer, deren Trieb als nicht beherrschbar betrachtet wird: „Ich kann nicht an mir halten, weil Du so schön bist.“ Was für eine Tragik! Statt zum Glauben und zu Gott zu führen, führen die ganzen Kleider- und Verhaltensvorschriften nur zu einem: dem permanenten Gedanken an Sex. Sex, den man nicht haben will oder Sex, den man zwar haben will, aber nicht haben darf. Jede Haarsträhne lässt mich an Sex denken. Wie lächerlich ist das denn? Inzwischen wollen sich immer weniger Muslime drangsalieren und in Schubladen packen lassen. Sie wollen Freiheit bei der Wahl ihrer Lebens- und Liebespartner – und treffen dabei auf eine überzogen sexualisierte sogenannte „westliche Welt“, deren moralischer Kodex aus den Fugen geraten ist.
Aktuell stoßen verkrampft-versexte muslimische Weltanschauungen auf entfesselt-versexte woke-Bewegungen. Muslimas kämpfen darum, im Burkini ins Schwimmbad gehen zu können und manche Feministinnen glauben einen Kampf führen zu müssen für von Bikini-Oberteilen befreite Brüste im Schwimmbad. In Gesellschaftskunde lernen unsere Kinder, dass sie tief in sich hineinhorchen sollen, ob sie nicht vielleicht doch dem anderen Geschlecht zugehörig sind und jedes Jahr bekommt die LGBTQ+-Community einen weiteren Buchstaben dazu. Auf der anderen Seite wissen Imame und Mullahs mit dem Wort Gleichberechtigung von gerade mal zwei Geschlechtern nichts anzufangen. Geschweige denn mit denen von Trans, Non-binären und sonstigen sowohl als auch Geschlechtern. Was für ein Wirrwarr, was für eine Konfrontation aber auch was für ein seltsamer Befreiungs-Ehrgeiz steckt in diesen Auswüchsen moderner Gesellschaften? Woran sollen wir uns orientieren? Was ist richtig, was ist falsch?
In der Vergangenheit haben die Propheten den Menschen ursprünglich nur Gutes gebracht: Geistige Erziehung, Moral und Ethik als Grundmauern eines Lebens in Liebe und Eintracht. Doch was über die Jahrtausende aus den Religionen wurde, lässt heute nur erschrecken: Dogmen und Verkrustungen führen zu Ablehnung und/oder Missbrauch. Welcher Mensch hat das Recht einen anderen Menschen zu beurteilen? Verliert die Frau an Wert, wenn sie keine Jungfrau mehr ist? Wer darf so über sie richten? Welcher Mensch darf sich das herausnehmen? Und wie soll uns irgendeine Beichte vor einem anderen Menschen von Sünden befreien? Das geht nur durch direkte Zwiesprache mit Gott.
Tatsächlich wählen viele Menschen heute diesen direkten Weg zu Gott. Manche suchen Gott in sich selbst, betrachten sich als göttliches Wesen, setzen ihr eigenes Menschsein mit Gott gleich. Bei ihrer eigenständigen Suche nach Wahrheit, haben sie noch keinen Leitfaden gefunden, dem sie vertrauen und finden ihr Heil in Esoterik und psychoanalytischen Therapien. Dabei gibt es seit etwas mehr als 150 Jahren die Gottesoffenbarung für die heutige Zeit, die uns von Irrungen und Wirrungen befreit. Doch ist sie schlichtweg noch zu wenigen bekannt. Wer kennt die Bahá’í-Religion? Wer hat schon mal etwas von Bahá’u’lláh gehört? Wer weiß, dass dieser in der langen Reihe der fortschreitenden Gottesoffenbarungen die Manifestation Gottes für die heutige Zeit war? Und wer kann sich überhaupt noch vorstellen, dass eine Religion - diese neue Religion - den Samen für Frieden und Einheit der Menschheit in sich trägt? Sind wir nicht alle zu sehr verletzt durch die Missetaten, die im Laufe der letzten Jahrtausende von Menschen im Namen der bisherigen Religionen verübt wurden?
Wer den Mut hat, sein Vertrauen auf Bahá’u’lláh zu setzen, erfährt Heilung von all diesen Verletzungen. Denn er lernt, dass der Mensch nur dann wahrhaft glücklich ist, wenn er als geistiges Wesen lebt. Nicht der Materialismus und erst recht nicht der Sexismus – egal welcher Ausprägung – kann uns glücklich machen. Das neue Auto, der großartige Diamantring, der schnelle Sex mit einem/r eigentlich Unbekannten – das alles ist Lustgewinn, der aber schnell ein schales Gefühl hinterlässt: Plötzlich ist der Nachbar neidisch auf mein Auto und schaut mich „komisch“ an, die Freundin kauft sich einen noch größeren, schöneren Diamantring, und der/die Sexpartner/in meldet sich nicht mehr bei mir, weil ich ihm/ihr eigentlich egal bin. Glück kann der Lustgewinn nicht spenden, Glück finde ich nur in der Geistigkeit: In der Liebe, in der Hoffnung, in der Wahrhaftigkeit, im Mitgefühl, im Fleiß, in der Opferbereitschaft, in der Genügsamkeit, in der Großherzigkeit, im Gemeinschaftssinn. Was lösen diese Worte in Dir aus? Ist es nicht ein unmittelbares Gefühl von Frieden und Glück, das Dich bei diesen Worten plötzlich erfüllt? Was siehst Du vor Dir, wenn Du diese Worte hörst? Vielleicht einen Sonnenaufgang, vielleicht spielende Kinder, vielleicht ein lächelndes Gesicht? Instinktiv weißt Du, dass Materialismus und Sexismus etwas Zerstörerisches an sich haben und dass geistige Tugenden uns von diesem Zerstörerischen befreien. Befreien. Freiheit. Wahre Freiheit.
Doch von dieser wahren Freiheit ist in unserer Gesellschaft kaum etwas zu hören ist. Frei sein wird fehlinterpretiert mit „sich etwas erlauben“. Wie traurig ist das? Denn die Enttäuschung ist dadurch schon vorprogrammiert. Wir setzen unser Glück, unseren Frieden, unsere Zufriedenheit immer wieder aufs Neue aufs Spiel, weil wir nicht wahrhaben wollen: Gott genügt allen Dingen und über die Dinge hinaus. Wir Menschen schaffen es nicht allein, bei allen guten Absichten verrennen wir uns immer wieder. Darum haben wir immer wieder Gottesoffenbarer gebraucht und darum brauchen wir auch Bahá’u’lláh. Wir brauchen seine Schriften, mit denen wir uns beschäftigen müssen, denn sie befreien uns aus dem Wirrwarr an gesellschaftlichen Strömungen und helfen uns, unseren Geist auf das wahre Glück auszurichten. Nicht der Sex, nicht die Esoterik, nicht der Psychoanalyse, nicht der Materialismus kann uns befreien. Das können nur wir, indem wir uns mit dem Willen Gottes vertraut machen, den kein Mensch allein in seiner Fülle begreifen kann. Doch durch die heiligen Schriften, die uns der Gottesoffenbarer für die heutige Zeit geschenkt hat, haben wir einen Wegweiser, wie wir zur wahren Freiheit gelangen können.